2002 Spätburgunder „R“ – Bernhard Huber

2002 Spätburgunder „R“ – Bernhard Huber

Ein stiller Riese – Pinot-Kunst eines großen Winzers

Man öffnet ihn und hat beinahe ein schlechtes Gewissen. Als hätte man seinen meditativen Reifeprozess gestört, der gerade seiner Vollendung zustrebt. Dieser Spätburgunder aus dem Jahr 2002 zeigt dabei keinerlei Alterungsspuren. Im Gegenteil: Er präsentiert sich in einem Zustand vollkommener Harmonie.

Tiefgründig, ausgewogen, mit feiner Frucht und nobler Würze. Alles ist da, alles wirkt in Balance. Nichts drängt sich vor, es herrscht ausnahmslose Präsenz. Die Länge am Gaumen ist bemerkenswert, der Genuss groß. In seiner stillen Größe und stimmigen Komplexität steht dieser Wein auf Augenhöhe mit den großen Gewächsen aus dem französischen Burgund. Im Glas ein deutscher Pinot von internationalem Format. Chapeau!

Bernhard Huber war ein Meister seines Fachs: leidenschaftlich, genial, dabei liebenswert und voller Herzlichkeit. Die Erinnerungen an gemeinsame Stunden mit ihm bei heißer Schokolade in der legendären Warschauer Chocolate Lounges E. Wedel, bei einem Wirtschaftstreffen in der Warschauer Villa des deutschen Botschafters im Rahmen eines Gala-Abends mit seinen Weinen, bei Besuchen mit asiatischen Weinhändlern oder Verkostungen seiner Jahrgänge im kleinen Kreis wie auch auf seinem Weinfest in Malterdingen … sie bleiben unvergessen. Seine Weine erzählen mir davon – leise, aber mit Nachdruck.

– – –
Fotocredit: Arthur Wirtzfeld

Veröffentlicht von

Seit 2000 bin ich mit dem Weinthema und der Weinszene verbunden. Ich agiere als Verleger, publiziere redaktionelle Beiträge und produziere Print- und digitale Weinmedien.