Pink! Warum nicht? Ein Plädoyer für den Rosé

Pink! Warum nicht? Ein Plädoyer für den Rosé


Mehr von was? Mehr Tiefe, mehr Körper, mehr Intensität?

Roséweine haben einen Ruf, der oft zu Unrecht als bloße Sommererfrischung abgetan wird. Dabei sind sie weit mehr als das: Sie flüstern ihre Aromen, anstatt sie laut hinauszuposaunen. Sie verführen mit Finesse, nicht mit Dominanz. Ein guter Rosé ist wie ein leiser Dialog – subtil, vielschichtig, anspruchsvoll. Aber da gibt es immer wieder diese Fragen, wie schon im Titel und Untertitel erwähnt.

Der ewige Kampf um Anerkennung

Es ist mir nicht fremd, dass meine Begeisterung für Rosé immer wieder auf Skepsis trifft. Bei Weinfreunden, auch bei denen, die mit feingeschliffenen Gaumen ausgestattet sind, scheint das Vorurteil tief zu sitzen: Ein Rosé könne nicht fein sein, höchstens „nett“. Doch diese Haltung kann ich nicht unwidersprochen lassen. Ich bin überzeugt – und werde es immer bleiben –, dass ein Rosé elegant, edel und von höchster Qualität sein kann.

Die Herausforderung: Rosé in der Praxis

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, unsere Weinfreunde von der Vielseitigkeit des Rosé zu überzeugen – nicht durch Worte, sondern durch Geschmackserlebnisse. Diesmal bekam ich Unterstützung von Joanna (meiner Frau), die den Rosé ebenso liebt und die für ein passendes, aber auch herausforderndes Menü sorgte. Dazu wählte ich ein Trio aus der Provence, der Heimat des Rosé  – das Rosé-Duell konnte beginnen.

VINWORLD Rose: Rimauresq Cru Classé Rosé, Château du Galoupet Cru Classé Rosé, Château d’Esclans Whispering Angel

Der Weg zum Olymp oder zum Schafott?

Erster Gang: Rimauresq Cru Classé Rosé

Ein Aperitif sollte belebend, animierend und nicht zu schwer sein – genau das bringt der Rimauresq ins Glas. Seine knackige Frische, kombiniert mit niedrigerem Alkohol, machte ihn zum perfekten Starter. Dazu servierten wir gebratene Zucchini-Röllchen in Thymian mit pikant angemachter Frischkäsefüllung mit kleinen Paprikastückchen. Der Rosé harmonierte bestens mit dem Thymian und ließ die pikante Füllung der Röllchen regelrecht hochleben. Und siehe da: Keine Widerrede, kein skeptischer Blick!

„1:0 für den Rosé“.

Zweiter Gang: Château du Galoupet Cru Classé Rosé

Die Wahl dieses Weines für die Meerbrasse war nicht zufällig. Wenn die Franzosen ihn so lieben, muss er doch etwas richtig machen. Und tatsächlich: Die blass-roséfarbene Eleganz, seine sanfte Säure und die feinen Fruchtnoten ergänzten das mediterran gewürzte Fischfilet perfekt. Die Begeisterung war spürbar!

„2:0 für den Rosé“.

Finale: Château d’Esclans Whispering Angel

Ein gewagtes Experiment: Rosé zu arabisch-asiatisch gewürztem Lamm? Doch dieser Wein hat Kraft und Struktur – genug, um es mit Kreuzkümmel und Koriander aufzunehmen. Der Ausdruck in den Gesichtern meiner Gäste, als sie den ersten Schluck nahmen, sagte alles. „Man hört die Engel flüstern“, hieß es am Tisch. Ein denkwürdiger Moment!

Endstand? „3:0 für den Rosé“.

Am Ende waren sich alle einig: Rosé kann mehr. Er ist weit mehr als nur ein Sommerwein. Doch warum ist es überhaupt notwendig, für ihn zu kämpfen? Warum gibt es dieses hartnäckige „mehr von …“ – mehr Tiefe, mehr Körper, mehr Intensität? Vielleicht, weil Rosé subtil ist. Er ist nicht laut, er ist nuanciert, und das erfordert ein geschultes Verständnis.

Ein hochwertiger Rosé steht Weiß- und Rotweinen in nichts nach – wenn seine Trauben aus den richtigen Terroirs stammen, selektiv gelesen und letztlich mit Sorgfalt vinifiziert werden. Und doch wird er oft als „Nebenrolle“ abgetan. Ein Fehler, den viele Kritiker begehen, die Rosé lediglich als Sommerdrink betrachten.

Ein neues Experiment wartet

Doch meine Mission ist nicht beendet. Das nächste Mal werde ich eine Kombination mit deutschen Rosé, reinsortig und als als Cuvée, präsentieren – gepaart mit einer Auswahl an würzigen asiatischen Gerichten. Die gängige Meinung besagt, dass zu scharfen Speisen nur kräftige Weiße oder Rote passen. Doch meine Erfahrungen aus Weinreisen nach China zeigen mir, dass dies nicht immer zutrifft. Die Vielfalt der Aromen erfordert Weine, die mitspielen können. Und ich bin überzeugt: der Rosé kann das.

Meine Weinfreunde sind – wie immer – skeptisch, oder sie tun nur so, um ein weiteres Erlebnis zu haben. Egal, ihre (vorgetragene) Skepsis macht die Herausforderung so reizvoll.

Alle hier genannten Weine sind online verfügbar. 

• Rimauresq Cru Classé Rosé, Preisspanne ca. 15 bis 20 Euro. 
• Château du Galoupet Cru Classé Rosé, ca. 55 Euro.
• Château d’Esclans Whispering Angel, ca. 17 bis 20 Euro.

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Fotocredit (Titel): © Adobe Stock/Fenea Silviu
Fotocredit (Text): © Arthur Wirtzfeld

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Seit 2000 bin ich mit dem Weinthema und der Weinszene verbunden. Ich agiere als Verleger, publiziere redaktionelle Beiträge und produziere Print- und digitale Weinmedien.