Schon im Glas zeigt der „Rheingauer“ edler Herkunft Haltung mit jener zurückhaltenden Opulenz, die nur große Rieslinge beherrschen.
In der Nase entfalten sich gelbfruchtige Zitrusaromen, begleitet von einem süß-säuerlichen Hauch Quitte, Nuancen von Grapefruit und einem sanften vegetabilen Duftbild. Eine kräuterige Note erinnert an Thai-Basilikum, aromatisch, aber nie aufdringlich.
Am Gaumen führt eine präzise, straffe Säure die Regie, und das ohne Dominanz, vielmehr im Dialog mit einer süßlich anmutenden Frucht, die durch feinkörnige Tannine strukturell eingefasst wird. Dieses Spannungsfeld verleiht dem Wein seine ruhige Kraft. Feine salzige und steinige Nuancen, ganz klar das Terroir des Steinberg*, münden in eine ausgeprägte, mineralische Tiefe. Schiefer und Quarzit tragen ihren Teil zur Komplexität bei und lassen den Wein gleichzeitig transparent und fokussiert erscheinen.
Im Finale verbinden sich die Lage-Mineralik des Steinbergs mit nussigen Anklängen und einem Hauch zarter Süße. Ein Riesling mit Tiefgang, präzise geführt und mit langem Nachhall, puristisch und doch vielschichtig.
*Steinberg: Er zählt zu den legendären Einzellagen des Rheingaus, dargestellt als eine ummauerte Monopollage der Zisterzienserabtei Eberbach mit fast 900-jähriger Geschichte. Die Süd- bis Südwestlage mit tiefgründigem, steinigem Boden aus Phyllitschiefer und Quarzit sorgt für Rieslinge von kühler Eleganz, straffer Säure, mineralischer Tiefe und großem Reifepotenzial. Der Steinberg steht wie kaum eine andere Lage für Klarheit, Präzision und monastische Konzentration im Wein.
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Fotocredit: Arthur Wirtzfeld