Ein forderndes Cuvée

„Den überlasse ich gerne dir“, sagt meine Frau – Ein Satz, der zu Hause gelegentlich fällt, wenn beim Kochen einfach etwas Unkompliziertes ins Glas soll und der Wein, den ich öffne, gerade zu vielschichtig, zu fordernd ist, nicht in dem Moment ihrem Sinn entspricht und auch nicht prickelt, wie sie’s gern gehabt hätte. Kein Problem, denn dieser Terlaner will tatsächlich verstanden werden. Und genau das macht ihn so spannend. Spannende Weine sind schließlich mein Metier. Dieser hier, das ist meiner.

In der Nase zeigt sich der klassische Dreiklang Südtirols: Weißburgunder bringt Frische, Chardonnay etwas Fülle, und Sauvignon Blanc steuert feine grünwürzige Aromen bei. Es duftet nach Pfirsich und Aprikose, grünem Apfel, zartem Gras. Dahinter verbergen sich kräuterige Noten, ein Hauch Liebstöckel und Wacholder. Kein lauter Auftritt. Eher ein leises, kenntnisreiches Gespräch im Glas.

Am Gaumen fließt der Wein geschmeidig, präzise und kühl getragen von einer saftigen, feingliedrigen Säure. Die Struktur ist kompakt, aber nicht streng, das Mundgefühl fast cremig. Und doch bleibt alles klar und fokussiert. Der Alkohol trägt, ohne aufzutragen. Das Finale: fruchtig, mineralisch, lang. Einer, der bleibt.

Ein Terlaner, wie man ihn von der Cantina Terlan kennt: verlässlich charaktervoll. Einer, der fordert. Und mir genau deshalb Freude macht. (PS: Zum Essen gab es dennoch einen Prickler.)

Tipp: Gut temperiert, aber nicht zu kalt servieren, dann zeigt sich dieser Tropfen von seiner dankbaren Seite. Perfekt zu feinen Fischgerichten, gebratenem Gemüse, Kräuter-Risotto oder einfach als stiller Begleiter zu einem ruhigen Moment.

– – –
Fotocredit: Arthur Wirtzfeld