Bouchie-Chatellier

Bouchie-Chatellier


Arnaud und der „Blanc Fumé“

FRANKREICH (Loire) – Wir befinden uns im gelobten Land des Sauvignon Blanc, in der Appellation Pouilly Fumé, gelegen an der Loire, gegenüber von Sancerre. Weine, die von hier stammen, müssen zu 100 Prozent aus Trauben der Sorte Sauvignon Blanc gekeltert sein. Was diese Weine auszeichnet, ist ein einzigartiges Terroir, geprägt von Kalkstein, Feuerstein und Mergel. Doch nur hier sind die Böden mit Feuerstein („franz. silex, engl. flint“) durchsetzt, dessen hoher Anteil an Siliziumdioxid – darunter feinkörnige Quarze sowie Mogánite und Opale – zum Inbegriff des „Blanc Fumé“ aus Pouilly Fumé geführt hat.

Hier auf den Höhen von Saint-Andelain, auf den besten Böden des Anbaugebietes, pflanzte Robert Poirier erstmals Sauvignon Blanc-Reben und gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Domaine Bouchié-Chatellier. Im Laufe der Zeit übernahm sein Schwiegersohn Jean Bouchié und später dessen Sohn Bernard Bouchié die Führung des Betriebs. Heute steht mit Arnaud Bouchié die vierte Generation an der Spitze des Weinguts.

Arnaud erzählt

„Mein Urgroßvater war einer der Ersten, die die Rebsorte Sauvignon Blanc in Pouilly Fumé kultivierten. Er hatte die Bereitschaft, die Qualität durch Innovation und moderne Technologie zu verbessern, ohne dabei traditionelle Methoden zu vernachlässigen“, sagt Arnaud Bouchié, der in Burgund Önologie und Wirtschaft studierte und heute für den Vertrieb der Weine verantwortlich ist. Sein Vater Bernard Bouchié, ein Mann mit tiefer Leidenschaft für Weinberg und Keller, hat seinem Sohn längst die Zügel überlassen. Bernard begann seine Karriere als junger Mann in der Champagne und absolvierte später in Montpellier seinen Abschluss als Önologe.

„Unsere Domaine war immer in Familienhand. Unsere Weine tragen die Handschrift unserer Väter und Großväter und vereinen ein Wissen, das von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Unsere ältesten Reben sind annähernd 70 Jahre alt. Seit den 1930er-Jahren klonen wir neue Reben aus unseren eigenen alten Rebbeständen. Diese Reben, in Kombination mit dem einzigartigen Terroir von Saint-Andelain, geben unseren Weinen ihren unnachahmlichen Charakter“, erzählt Arnaud Bouchié, während wir einen kühlen „Argile à S“ genießen.

Das Sauvignon-Trio

Heute bewirtschaftet die Domaine Bouchié-Chatellier auf knapp 270 Metern Höhe 23 Hektar Rebfläche, meist nach Süden und Südwesten ausgerichtet und partiell begrünt. Dass sich die junge Generation nicht in Vielfalt verliert, zeigt sich daran, dass lediglich drei Weine produziert werden:

VINWORLD: La Renardière, Argile à S, Premier Millésimé

La Renardière: Frisch, aromatisch und elegant mit lebendigen Zitrusnoten, einem Hauch von Kräutern und einer ausgeprägten Mineralität. Vollmundig mit knackiger Textur und einem ausgewogenen, fruchtigen Abgang

Argile à S: Eine Cuvée aus verschiedenen Lagen des Gutes, die sich durch hohe Eleganz und schöne Komplexität auszeichnet. Das moderne Etikett bricht mit Traditionen und spricht besonders junge Weinliebhaber an. Perfekt als Aperitif sowie zu leichten Vorspeisen und Gemüsegerichten.

Premier Millésimé: Ein eleganter Wein vollmundiger Pouilly-Fumé mit würzigen Aromen, konzentrierter Frucht und knackiger Fruchtsäure, getragen von beeindruckender Konzentration und Tiefe.

Die Domaine legt großen Wert auf nachhaltige Praktiken und betreibt integrierten Pflanzenschutz (lutte raisonnée). Sie ist HVE-zertifiziert (Haute Valeur Environnementale), was hohe Umweltstandards garantiert. Die Reben gedeihen auf Feuerstein-Lehm- und Kalksteinböden, insbesondere am Hang von Saint-Andelain, was den dem Sauvignon Blanc seine Struktur und sein Alterungspotential verleiht.

Chapeau! für diese Aromatik

Was die feine Aromatik und die Tiefe der Weine aus Pouilly Fumé betrifft, so ist eindeutig festzuhalten, dass sie zu den lebhaftesten Weißweinen Frankreichs zählen. Der Sauvignon Blanc von hier zeigt weniger aggressive Noten und erst recht nicht die berüchtigten grün-grasigen Aromen, wie sie oft bei Sortenvertretern aus Neuseeland zu finden sind. Stattdessen bestechen lebendige Fruchtaromen von grünen Äpfeln und Stachelbeeren, unterstützt von einer prägnanten Mineralik – eine Kombination, die diesen Weinen ihre einzigartige Identität verleiht.

Der Weinbau rund um Sancerre hat eine lange Tradition. Den Grundstein legten die Römer, ihnen folgten Benediktiner, die ab dem Mittelalter hier großflächig Reben kultivierten. Heute umfasst das Weingebiet Pouilly Fumé sieben Gemeinden entlang der Loire, von Mesves-sur-Loire im Süden bis Saint-Martin-sur-Nohain im Norden. Hier werden analoge Techniken wie in Burgund angewendet, doch der Wein aus Pouilly Fumé bleibt unverkennbar ein Kind der Loire.

Eine bemerkenswerte Notiz eines Verkosters, aufgezeichnet auf der ProWein, fasst das Erlebnis der Weine von Bouchié-Chatellier eindrucksvoll zusammen: „Endlich mal ein wirklich großartiger Sauvignon Blanc, ein Pouilly Fumé der Spitzenklasse, der nur von der Loire stammen kann. Ich verstehe nun, warum die Franzosen ihn ungern aus dem Land lassen.“

Chapeau, Arnaud Bouchié! Ein Winzer, der die Geschichte seiner Familie weiterschreibt und den Charakter dieser einzigartigen Weine bewahrt.

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Fotocredit (Titel): © Bouchié-Chatellier
Fotocredit (Text): @ Arthur Wirtzfeld

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Seit 2000 bin ich mit dem Weinthema und der Weinszene verbunden. Ich agiere als Verleger, publiziere redaktionelle Beiträge und produziere Print- und digitale Weinmedien.