Mythos Julius-Echter-Berg

Mythos Julius-Echter-Berg

Ein spannendes Weinerlebnis mit Erinnerungen an 1969

Wenn eine Lage zur Legende wird, sind es nicht nur Klima, Boden und Geschichte – es sind auch die Menschen und ihre Erzählungen. Ende Juli feierte das fränkische VDP-Weingut Hans Wirsching genau dies: Die Lage Julius-Echter-Berg, seit 100 Jahren Namenspate für große Weine aus Iphofen, wurde zum Protagonisten eines Abends, der in Erinnerung bleiben wird.

Andrea Wirsching, Geschäftsführerin des Weinguts, hatte Weggefährten, Sommeliers, Fachjournalisten und Weinliebhaber in den historischen Innenhof geladen – mit einer klaren Frage im Gepäck: „Wann wird eine Weinlage zum Mythos – und warum?“ Die Antwort kam in flüssiger Form: In einer Vertikale legendärer Jahrgänge des Silvaner Julius-Echter-Berg Großes Gewächs, begleitet von einem fein choreografierten Menü von Markus Grein Catering, das die Aromatik der Weine subtil spiegelte.

Doch der eigentliche Höhepunkt war flüssige Geschichte: eine 1969er Silvaner Trockenbeerenauslese aus der Schatzkammer des Hauses. Präsentiert von Dr. Heinrich Wirsching (92), der sich noch gut an diesen Jahrgang erinnerte, insbesondere an die Herausforderungen, die er damals mit sich brachte. „1969 war kein großes Jahr“, erzählt er. „Es hat oft geregnet, die Bedingungen waren schwierig. Aber der Spätherbst war gnädig – und wir konnten noch edelfaule Trauben lesen. Diese TBA war eine glückliche Fügung.“

Was damals wie ein zartes Versprechen in Glas gefüllt wurde, hat sich über Jahrzehnte zu einem Monument der Reife entwickelt. Ich notierte an diesem Abend: „Tiefgolden in der Farbe, Aromen von exotischer Frucht, Minze, Karamell, getrockneten Aprikosen, nussige Anklänge. Sehr konzentriert, dennoch mit einer erstaunlichen Eleganz, Tiefe und Länge. Ein seidiges Mosaik aus Zeit, Terroir und Können. Mit einem Wort: Chapeau!“

Der Julius-Echter-Berg, Frankens heißeste und zugleich prestigeträchtigste Lage, ist mehr als nur ein Weinberg. Auf bis zu 380 Metern über dem Meer thront der Südhang über Iphofen, geprägt vom Gipskeuper und durchzogen von Schilfsandsteinadern. Schon im Mittelalter wurde hier Wein angebaut, dokumentiert seit über 1200 Jahren.

Seinen heutigen Namen trägt der Berg seit genau einem Jahrhundert. Hans Wirsching, der Großvater der heutigen Chefin, war damals Vorsitzender des Iphöfer Weinbauvereins und maßgeblich an der Namensgebung beteiligt. Namensgeber war der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, Bauherr, Universitätsgründer und einer der prägendsten Reformer des fränkischen Barocks.

So wurde aus dem einstigen „Iphöfer Berg“ der „Julius-Echter-Berg“ und aus einem Festabend ein vielschichtiger Blick in die Seele eines Weinbergs. Der Mythos lebt – in den Gläsern, in den Geschichten, und in der Erinnerung an ein Jahr, das 1969 hieß und nach Silvaner schmeckt. Auch abseits vom Wein war 1969 ein ereignisreiches Jahr – Woodstock oder Neil Armstrong lassen grüßen.

Stimmen aus dem Abend

„Ein ganz besonderer Event: die Verkostung, die Kulinarik, der angenehme Service, die Gespräche und die spannenden Geschichten, vorgetragen von Andrea Wirsching, den Ehrengästen und Mitarbeitern.“

„Was für ein großartiges Wein-Dinner! Kluge Leute, edle Weine, ein Lächeln auf allen Gesichtern.“

„Die 1969er TBA – eine Essenz von unglaublicher Anmut. Ein Wein wie ein Gedicht.“

„Ein weinkulinarischer Höhepunkt, begleitet von anregenden Tischthemen, spannenden Geschichten und einer umwerfenden 1969er Silvaner TBA.“

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Fotocredit: Weingut Hans Wirsching

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Seit 2000 bin ich mit dem Weinthema und der Weinszene verbunden. Ich agiere als Verleger, publiziere redaktionelle Beiträge und produziere Print- und digitale Weinmedien.