Ein Streifzug durch die Welt der Inselweine
Denken Sie schon an Ihren Sommerurlaub? Soll es eine Weinreise sein? Vielleicht auf eine Insel? Manchmal braucht es nur einen Schluck, um gedanklich auf Reisen zu gehen. Die Sonne auf der Haut, der salzige Duft des Meeres, der Geschmack von Vulkan-Erde oder mediterranen Kräutern – all das kann ein guter Inselwein transportieren. Und doch stehen viele dieser Weine im Schatten der großen Namen aus Bordeaux, der Toskana oder dem Napa Valley. Höchste Zeit, ihnen die Bühne zu geben, die sie verdienen! Kommen Sie also mit mir auf eine Inseltour. Ich stelle Ihnen Weine vor, die einzigartige Terroirs ihrer Heimat repräsentieren …
Kanarische Inseln – Klein, aber oho!
Beginnen wir auf den Kanaren, wo die Weinberge nicht auf sanften Hügeln, sondern in schwarzen Mulden aus Vulkanasche liegen. Auf Lanzarote graben sich die Reben tief in die Erde, um an Wasser zu gelangen – und das schmeckt man. Ob mineralisch-frischer Weißwein aus Listán Blanco oder samtiger Rotwein aus Listán Negro: Die Weine der Kanaren erzählen Geschichten von Vulkanausbrüchen und salzigen Brisen. Für Genießer, die das Abenteuer suchen!
Los Bermejos Malvasía Seco (Lanzarote) – ca. 22 Euro. Helles Gold im Glas, mit Aromen von weißen Blüten, Zitrusfrüchten und einem Hauch vulkanischer Mineralität. Am Gaumen frisch, trocken und mit einer feinen, salzigen Note, die an die Meeresbrise erinnert.
Die Azoren – Salzig, frisch und auch einzigartig
Weiter geht’s mitten in den Atlantik, zu den Azoren. Auf der Weininsel Pico wachsen die Reben in Lavagestein, umgeben von schützenden Steinmauern. Die Weine? Zitrusfrisch, mit einer charakteristischen salzigen Note. Besonders Verdelho und Arinto stehen für die spannende Verbindung aus Tradition und Innovation. Noch sind sie ein Geheimtipp – Zeit, das zu ändern!
Arinto Riserva ‚Pé do Monte‘ Adega do Vulcao – ca. 58 Euro. Intensiv und zitrusfrisch, mit Noten von weißfleischigen Früchten, Feuerstein und einer subtilen Salzigkeit. Die ausgeprägte Säure, die vulkanische Mineralität nebst jodhaltigem atlantischen Klima machen ihn zu einem perfekten Begleiter für Meeresfrüchte.
ELBA – Italiens Weinjuwel im Mittelmeer
Italienische Inselweine sind rar, und Elba macht da keine Ausnahme. Die Insel, bekannt als einstiges Exil Napoleons, bietet mit dem Aleatico Passito einen echten Schatz. Dieser Dessertwein begeistert mit süßen Fruchtnoten und einem Hauch Würze. Wer es trocken mag, greift zu den Weißweinen aus Ansonica-Trauben. Elba-Weine sind perfekte Urlaubsbegleiter – leicht, charmant und voller mediterraner Lebensfreude.
Acquabona Aleatico Passito – ca. 25 Euro. Rubinrot mit violetten Reflexen, duftet nach reifen Kirschen, Trockenfrüchten und einem Hauch Rosenblüte. Süß und opulent am Gaumen, mit einer feinen Würze und einem langen, fruchtigen Abgang.
Korčula – Kroatiens Geheimtipp
Korčula ist nicht nur wunderschön, sondern auch die Heimat zweier außergewöhnlicher Rebsorten: Pošip und Grk. Pošip bringt tropische Fruchtigkeit ins Glas, während Grk mit seiner salzigen Mineralität beeindruckt. Beide Weine spiegeln die kroatische Adriaküste in ihrer reinsten Form wider. Noch werden sie vor allem lokal getrunken – ein Grund mehr, sich auf den Weg nach Korčula zu machen und sie vor Ort zu genießen.
Krajančić Pošip Intrada – ca. 25 Euro. Frische Aromen von tropischen Früchten, wie Ananas und Mango, gepaart mit Zitrusnoten und einem Hauch von Honig. Am Gaumen sehr elegant, mit einer lebendigen Säure und einer mineralischen Länge.
Santorin – Vulkanwein der Extraklasse
Es gibt kaum einen Ort, an dem sich Wein und Landschaft so harmonisch ergänzen wie auf Santorin. Assyrtiko heißt die Traube, die hier auf kargen Vulkanböden gedeiht. Ihre Weine sind frisch, säurebetont und unglaublich komplex. Ob pur oder als „Santorini Nykteri“ – diese Weine sind ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Kein Wunder, dass sie mittlerweile weltweit von Sommeliers gefeiert werden.
Gaia Wines Assyrtiko Wild Ferment – ca. 28 Euro. Goldgelb mit Aromen von reifen Zitrusfrüchten, getrockneten Kräutern und einem Hauch Rauchigkeit. Am Gaumen kraftvoll, mit straffer Säure und einer außergewöhnlichen vulkanischen Mineralität.
Mallorca – Die neue alte Weinwelt
Mallorca hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Wein-Destination gemausert. Neben autochthonen Sorten wie Manto Negro und Callet haben internationale Rebsorten ihren Platz gefunden. Das Ergebnis: eine beeindruckende Vielfalt, von leichten Weißweinen bis zu kraftvollen Roten. Mallorca-Weine sind nicht nur im Urlaub ein Genuss – sie bringen ein Stück Mittelmeer direkt ins Glas.
4 Kilos Vinícola (Rotwein-Cuvée aus Callet und internationalen Sorten) – ca. 34 Euro. Dunkelrot mit Aromen von roten Beeren, mediterranen Kräutern und etwas Lakritze. Vollmundig und dennoch elegant, mit gut eingebundenen Tanninen und einem würzigen Finale.
Malta – Kleine Insel, große Tradition
Die maltesischen Inseln mögen klein sein, doch ihre Weinkultur reicht Jahrtausende zurück. Ġellewża und Girgentina heißen die lokalen Sorten, die frische, unkomplizierte Weine hervorbringen. Ergänzt wird das Portfolio durch international bekannte Rebsorten. Maltesische Weine sind vor allem bei Touristen beliebt – ein Andenken, das nach dem Urlaub viel zu schnell vergessen wird. Zu Unrecht!
Marsovin Primus (Cuvée aus Ġellewża- und Shiraz-Trauben) – ca. 75 Euro (Jubiläumswein). Dunkelrote Farbe mit komplexen Aromen von schwarzen Johannisbeeren, Pflaumen und einem Hauch von Vanille. Am Gaumen kräftig, mit reifen Tanninen und einer angenehmen Holzstruktur.
Sylt – Nordisch, frisch und ein bisschen schräg
Ja, auch Sylt macht Wein! Hier gedeihen Solaris-Trauben auf Sandboden unter der rauen Nordseebrise. Das Ergebnis: säurebetonte Schaumweine mit einer zarten Fruchtigkeit. Wein von Sylt ist eher ein Kuriosum, aber genau das macht ihn so charmant. Perfekt für alle, die das Außergewöhnliche suchen.
Sylt Söl’ring (Solaris-Sekt) – ca. 65 Euro. Feine Perlage mit Aromen von grünem Apfel, Birne und einer dezenten Zitrusnote. Am Gaumen frisch und lebendig, mit einer angenehmen Säure und einem Hauch Meeresbrise.
Ein Fazit
Konnte ich Ihre Neugierde wecken? Vielleicht, denn Inselweine sind wie die Inseln selbst: individuell, charakterstark und oft ein wenig abenteuerlich, eigentlich auch Eigenschaften, die Sie von Ihrem Urlaub erwarten. Inselweine erzählen von rauen Klimabedingungen, vulkanischen Böden und jahrhundertealter Tradition. Das macht sie so besonders – und oft überraschend gut. Zugegeben, sie sind selten Massengeschmack. Aber genau darin liegt ihr Reiz: Wer Inselwein trinkt, trinkt ein Stück besonderer Individualität und Geschichte.
Einer der Gründe, warum Inselweine noch nicht in aller Munde sind, ist ihre begrenzte Verfügbarkeit. Viele Weingüter produzieren in kleinen Mengen, und nicht jeder Händler führt sie im Sortiment. Doch das ist kein Grund, ihnen keine Chance zu geben – im Gegenteil. Sie eignen sich wunderbar als Souvenir von der nächsten Reise oder als Highlight für besondere Momente.
Also, worauf warten Sie? Machen Sie sich auf den Weg – nur nicht vorerst nach Santorin, denn dort bebt die Erde. Das Auswärtige Amt veröffentlichte einen Reisehinweis und empfahl, Küstenabschnitte zu meiden. Auch die griechische Regierung rät von einem Besuch ab …
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