Whisky – Das Wasser des Lebens

Whisky – Das Wasser des Lebens

Die Essenz von Zeit und Handwerk

Wasser, Getreide, Hefe und die Reifung in Fässern, die zuvor Portwein, Sherry, Madeira oder andere edle Tropfen beherbergten, verleihen einem Whisky seine einzigartige Note.

Die Kunst der Whiskyherstellung hat sich längst über den gesamten Globus ausgebreitet. Doch wenn es um die feinsten und seltensten Abfüllungen geht, stehen Whiskys aus Schottland und Japan weiterhin an der Spitze. Beide Nationen blicken auf eine lange, traditionsreiche Geschichte der Whiskyproduktion zurück, die durch Erfahrung, Handwerkskunst und Perfektion geprägt ist. Doch bevor wir die herausragendsten Vertreter dieser Welt näher betrachten, werfen wir einen Blick auf den faszinierenden Herstellungsprozess – die eigentliche Erziehung eines guten Whiskys.

Von der Stammwürze zum Spirit

Drei essenzielle Zutaten bestimmen den Charakter eines Whiskys: Wasser, Getreide und Hefe. Diese werden zu einer süßen, herb-würzigen Flüssigkeit vergoren, bevor sie eine lange Reise durch Destillation und Reifung antritt. Das Endprodukt – ein facettenreicher, holzgereifter Whisky – erfreut Liebhaber und Sammler gleichermaßen.

Die Herstellung beginnt mit der Vergärung der Stammwürze, die bereits einen Alkoholgehalt von sechs bis acht Prozent aufweist. Anschließend erfolgt die erste Destillation, um Alkohol, Wasser und unerwünschte Stoffe zu trennen. Das Zwischenprodukt, der sogenannte „low wine“, enthält bereits rund 20 % Alkohol. In einer zweiten Destillation geschieht die eigentliche Magie: Hierbei werden weitere unerwünschte Bestandteile abgetrennt, wodurch der „new make spirit“ entsteht – ein frischer, hochprozentiger Alkohol mit bis zu 65 Volumenprozent, der jedoch erst durch die Reifung sein unverkennbares Profil erhält.

Altern in ehrwürdiger Eiche

Der Reifungsprozess ist entscheidend für die Qualität eines Whiskys. Experten sind sich einig, dass zwischen 70 und 80 % des endgültigen Charakters aus der Interaktion mit dem Holzfass stammen. Dabei spielen nicht nur die Holzart, sondern auch die Vorbelegung des Fasses eine wesentliche Rolle.

Traditionell erfolgt die Reifung in Ex-Bourbon-Fässern aus amerikanischer Weißeiche, die dem Whisky süße, vanillige, fruchtige und würzige Noten verleihen. Europäische Eichenfässer, insbesondere solche, die zuvor mit Sherry oder Portwein befüllt waren, hinterlassen intensivere, oft dunklere Aromen mit Nuancen von Trockenfrüchten, Nüssen und Gewürzen.

Japanische Brennereien folgen diesem Vorbild, setzen aber auch auf heimische Mizunara-Eiche. Dieses Holz ist schwieriger zu bearbeiten, verleiht dem Whisky jedoch durch seinen hohen Vanillingehalt sowie Noten von Sandelholz und Weihrauch eine unverkennbare Eleganz. Aufgrund des Erfolgs japanischer Whisky experimentieren auch schottische und amerikanische Destillerien mit Mizunara-Fässern, trotz der raten Verfügbarkeit des Holzes und daher hohen Kosten.

Die Magie der Ex-Fässer

Die Wahl des Fasses beeinflusst maßgeblich den Geschmack des Whiskys. Während Sherry- und Portweinfässer seit Jahrhunderten in der Whiskyherstellung genutzt werden, haben in den letzten Jahrzehnten auch Ex-Weinfässer an Bedeutung gewonnen. Besonders Barriquefässer, in denen zuvor Rot- oder Weißwein reifte, verleihen dem Whisky neue, spannende Aromen.

Je nach Weinsorte variiert das Aroma: Chardonnay-Fässer sorgen für frische, tropische Fruchtnoten, während Muskatellerfässer florale, süße Nuancen mit Zitrus- und Pfirsicharomen einbringen. Sauternes-Fässer hinterlassen eine feine Säure mit Zitronenanklängen, während Tokajer-Fässer für eine ausgeprägte Süße und Mangoaromen sorgen. Burgunder-Fässer betonen fruchtige Noten, die sich mit einer angenehmen Trockenheit paaren – ein Spektrum, das Whisky-Connaisseure zunehmend fasziniert.

Macallan – Der Star unter den Protagonisten

Wenn von ikonischen Whiskys die Rede ist, darf Macallan nicht fehlen. Die Destillerie, gegründet 1824, gilt als eine der renommiertesten der Welt. Ihr Zuhause, das Easter Elchies House im Herzen der Speyside (entlang des Flusses Spey in Nordosten Schottlands), ist das Zentrum einer jahrhundertealten Tradition. Besonders bemerkenswert ist der konsequente Fokus auf kleine Kupferbrennblasen, die eine intensive Interaktion mit dem Metall ermöglichen und dadurch die reichen, vollmundigen Aromen des Whiskys bewahren.

Macallan setzt konsequent auf die Qualität seiner Eichenfässer und investiert immense Ressourcen in deren Selektion. Die charakteristische Sherryfass-Reifung verleiht Macallan-Whiskys ihre berühmten Noten von getrockneten Früchten, Schokolade und würzigem Holz. Diese herausragende Qualität hat Macallan zu einer der begehrtesten Marken in der Whisky-Welt gemacht.

Karuizawa und Yamazaki – Japans flüssige Schätze

Karuizawa zählt zu den seltensten und legendärsten Whiskys Japans. Die gleichnamige Brennerei wurde 1956 am Fuß des Mont Asama auf der Insel Honshū gegründet, doch im Jahr 2001 stillgelegt. Während ihres Bestehens produzierte sie aus torfiger Gerste und kleinen Kupferbrennblasen herausragende Single Malts, die vor allem in Sherryfässern reiften. Heute gehören die verbliebenen Flaschen zu den gesuchtesten Sammlerstücken weltweit und erzielen bei Auktionen Rekordpreise.

Eine andere Ikone japanischer Whisky-Kunst ist Yamazaki, die älteste kommerzielle Brennerei Japans, gelegen in Shimamoto (Präfektur Osaka), gegründet 1923 von Suntory. Yamazaki verfügt über einige der ältesten gereiften Bestände an japanischem Whisky und beeindruckt mit einer Vielfalt an Fassreifungen. Besonders der Yamazaki 50-Year-Old gilt als Meisterwerk – ein harmonisches Gleichgewicht aus Kraft und Eleganz, das über ein halbes Jahrhundert in Barrique-Fässern reifte. Ebenso legendär ist der Jahrgang 1990, dessen in Sherryfässern gereifter Whisky Noten von Bitterschokolade, Praline und Toffee aufweist.

Ein Hoch auf das Wasser des Lebens

Whisky ist weit mehr als eine Spirituose – er ist gelebte Geschichte, Handwerkskunst und sensorische Perfektion in einem Glas. Die jahrhundertealte Tradition Schottlands und Japans spiegelt sich in den feinsten Whiskys wider, die sowohl Liebhaber als auch Sammler weltweit begeistern. Während klassische Sherry- und Bourbonfass-Reifungen zeitlos bleiben, sorgen neue Trends wie die Verwendung von Mizunara- oder Ex-Weinfässern für eine spannende Evolution des Geschmacksprofils. Egal ob Macallan, Karuizawa oder Yamazaki – diese Namen stehen für exzellenten Whisky, der die Sinne beflügelt und die Faszination für das „Wasser des Lebens“ am Leben hält.

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Fotocredit: © Adobe Stock/IVASstudio

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Seit 2000 bin ich mit dem Weinthema und der Weinszene verbunden. Ich agiere als Verleger, publiziere redaktionelle Beiträge und produziere Print- und digitale Weinmedien.

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